Pinocchio
Walt Disney Meisterwerke
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Pinocchio | ||||||
© Disney | ||||||
Uraufführung: | 7. Februar 1940 | |||||
Deutsche Uraufführung: | 23. März 1951 | |||||
Produktion: | Walt Disney | |||||
Regie: | Hamilton Luske & Ben Sharpsteen | |||||
Drehbuch: | Carlo Collodi (Vorlage), Aurelius Battaglia, William Cottrell, Otto Englander, Erdman Penner, Joseph Sabo, Ted Sears, Webb Smith | |||||
Musik: | Leigh Harline, Paul J. Smith, Ned Washington | |||||
Länge: | 83 Minuten | |||||
Altersfreigabe: | FSK 0 | |||||
Weiterführendes | ||||||
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Pinocchio (ursprünglicher deutscher Titel: Pinocchio, das hölzerne Bengele) ist das zweite offizielle Walt Disney Meisterwerk. Der Film feierte am 7. Februar 1940 seine US Premiere. Die Geschichte basiert auf dem Buch „Die Abenteuer des Pinocchio“ (1883) des Italieners Carlo Collodi. Regie führten Ben Sharpsteen und Hamilton Luske, für den Vertrieb war sich RKO Radio Pictures verantwortlich.
In Deutschland wurde der Film erst am 23. März 1951 uraufgeführt. Die Ursache dafür lag im Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939, durch den der Export von Disneyfilmen nach Deutschland unterbrochen wurde. Auch andere Walt Disney Meisterwerke, wie beispielsweise Dumbo, Fantasia oder Bambi, wurden erst in den 50ern in Deutschland veröffentlicht.
Inhalt[Bearbeiten]
Der alte Spielzeugmacher Gepetto wünscht sich nichts sehnlicher als einen richtigen Jungen. Eines Nachts entdeckt er den Wunschstern, den er um die Erfüllung seines Traumes bittet. Tatsächlich steigt kurz darauf die blaue Fee vom Himmel herab, um die vorher von Gepetto geschaffene Holzpuppe Pinocchio zum Leben zu erwecken. Zufälligerweise ist auch der Landstreicher Jiminy Grille anwesend, der von der Fee zu Pinocchios Gewissen berufen wird. Gemeinsam wollen sie Gepettos Wunsch erfüllen und die lebendige Marionette in einen richtigen Jungen verwandeln.
Am nächsten Morgen beschließt der glückliche Gepetto Pinocchio in die Schule zu schicken. Doch schon lauern die ersten Gefahren auf ihn, in Gestalt eines Fuchs und eines Katers. Der ehrenwerte John (der Fuchs) sowie sein Freund Gideon (der Kater) wollen die Marionette als Attraktion an den bösen Puppenspieler Stromboli verkaufen. Ihr Plan geht auf und Pinocchio ist so begeistert von der Idee ein Künstler zu werden, dass er alle Warnungen seines Freundes Jiminy Grille in den Wind schlägt. Doch der gierige Stromboli sperrt den Jungen in einen Käfig, aus dem er nur mit Hilfe der blauen Fee wieder entkommen kann.
Auf dem Weg nach Hause trifft er schließlich wieder auf den Fuchs und den Kater, die ihn diesmal zur Vergnügungsinsel mitnehmen wollen. Er lässt sich noch einmal überreden und macht Bekanntschaft mit Lampwick, einem Herumtreiber. Gemeinsam amüsieren sie sich prächtig und wieder überhört Pinocchio die Warnungen Jiminys. Was er nicht weiß, ist, dass das Ganze eine Falle ist. Nach ein paar Stunden Aufenthalt auf der Vergnügungsinsel werden die Jungs in Esel verwandelt und vom Kutscher verkauft. Auch Lampwick ereilt dieses Schicksal und Pinocchio kann nur knapp entkommen. Diesmal folgt er Jiminy Grille nach Hause.
Dort angekommen müssen sie jedoch bestürzt feststellen, dass Gepetto sowie seine Haustiere Figaro und Cleo verschwunden sind. Es erreicht sie eine Nachricht, dass die drei auf der Suche nach Pinocchio von einem Wal namens Monstro verschluckt wurden. Sofort beschließt Pinocchio, seinem Vater zu helfen. Nach einigem Umhersuchen landet schließlich auch er in Monstros Bauch, wo er Gepetto wieder trifft.
Gemeinsam wollen sie aus dem Wal fliehen, doch es scheint hoffnungslos zu sein, bis Pinocchio die rettende Idee kommt. Sie bringen den Wal zum Niesen und können mithilfe eines Floßes entkommen. Auf der anschließenden Verfolgungsjagd des wütenden Monstros rettet Pinocchio seinen Vater in letzter Sekunde, opfert dafür jedoch sein eigenes Leben. Schlussendlich wird er jedoch für sein tapferes und selbstloses Verhalten belohnt und endlich, zur großen Freude Gepettos, in einen richtigen Jungen verwandelt.
Produktionsgeschichte[Bearbeiten]
Die ursprüngliche Fassung des Films war grundverschieden von dem, was schlussendlich den Weg in die Kinos fand. So plante man zuerst, Pinocchio als einen klugen, aber wilden und sarkastischen Jungen darzustellen, ganz ähnlich dem Charakter des Buches. Doch Walt Disney war von diesen Eigenschaften nicht sehr begeistert, da er glaubte, niemand könne eine solche Figur mögen. Deshalb entschied man sich schlussendlich, Pinocchio mehr naiv, denn bösartig darzustellen, ähnlich einem kleinen Kind. Auch wurde sein Aussehen geändert und näher dem eines Menschen gebracht. Die einzigen Körperteile, die ihn weiterhin als Puppe erkennbar machten, sind seine Arme und Beine.
Gleichzeitig wurde auch die Figur Jiminy Grille erweitert und vom ursprünglichen Sidekick zu einem wichtigen Bestandteil des Films gemacht. Sein Aussehen sollte ursprünglich dem einer echten Grille entsprechen, doch Disney wollte eine liebenswertere Figur und gab Ward Kimball Anweisung, ihn wie einen kleinen Mann zu zeichnen, mit vier Fingern und Handschuhen, jedoch ohne Ohren.
Im Gesamten verschlang die Produktion des Films rund 2.6 Millionen Dollar, was fast über eine Million mehr darstellt, als Schneewittchen drei Jahre zuvor gekostet hat. Über 750 Ausführende erstellten insgesamt rund 2 Millionen Zeichnungen in 1500 verschiedenen Farbtönen. Einige bis dahin noch nie erprobte Effekte wurden verwendet, darunter auch Pinocchios leichtfüßige Bewegungen unter Wasser, die auf der DVD näher beschrieben werden. Besonders wichtig wurde hier auch der Einsatz der Multiplane-Kamera, welche die spannenden Fahrten durch das Dorf oder die Szene mit Pinocchio im Strombolis Käfig erst möglich gemacht hat.
Als Disney merkte, dass das Budget für den Film immer knapper wurde, wies er seine Zeichner an, die Arbeiten schneller und weniger sorgfältig zu erledigen. Doch selbst wenn man von diesem Umstand weiß, so ist es doch beinahe unmöglich, Stellen zu finden, die zeichnerisch zu den vorherigen abfallen.
Rezeption und Erfolg[Bearbeiten]
Anders als Schneewittchen war Pinocchio bei seiner Erstaufführung kein finanzieller Erfolg beschieden. Der Film spielte nur knapp die Hälfte seines Budgets ein und wäre mit Fantasia zusammen beinahe dafür verantwortlich gewesen, dass die Disney Studios hätten schließen müssen, wäre nicht Dumbo zum unerwarteten Erfolg geworden. Gründe für das Scheitern der Marionette gibt es einige, einerseits war damals der Zweite Weltkrieg im Gange, was den europäischen Markt für die Disneyfilme abgrenzte (in Deutschland feierte Pinocchio erst 1951 Premiere). Anders als Schneewittchen erzählte er auch keine romantische Liebesgeschichte, was der Großteil der Leute von Disney erwartete. Für weitere schlechte Publicity sorgte der Protest von Paolo Lorenzini, dem Neffen Collodis, der Disney verbieten wollte, Pinocchio aufzuführen, da man die Marionette so leicht für eine amerikanische Erfindung halten könnte. Der Protest blieb, abgesehen von schlechter Publicity, ohne Folgen.
Die Kritiker reagierten jedoch größtenteils positiv auf das zweite Walt Disney Meisterwerk. Archer Winsten, der zuvor Schneewittchen noch stark kritisiert hatte, schrieb über den Film, dass er die Fehler seines Vorgängers behoben habe. Auch die Times war voll des Lobes und wählte den Film erst kürzlich unter die 100 besten Filme aller Zeiten, eine Ehrung, die ansonsten kein Animationsfilm aufweisen konnte. Zudem wurde das Lied When you Wish upon a Star 1941 mit dem Oscar für den besten Song ausgezeichnet (Pinocchio erhielt noch einen zweiten Oscar für die beste Filmmusik) und später von der ASCAP Film and Television Music Award auf Platz 7 der besten Filmsongs gewählt. Der Film selbst kam 1994 in das National Film Registry, welches es sich zur Aufgabe gemacht hat, besonders gute Filme für die Nachwelt zu erhalten. Außer ihm konnte von den Disneyfilmen nur Schneewittchen ebenfalls diese Würdigung aufweisen.
Als Schneewittchen 1944 wiederaufgeführt wurde, markierte dies den Beginn der Tradition, die Disneyfilme alle sieben bis zehn Jahre ins Kino zu bringen. So wurde Pinocchio in Amerika 1945, 1954, 1962, 1971, 1978, 1982 und 1984 neu gezeigt. Bei der letzten Aufführung wurde er zugleich auch technisch restauriert. Es gab insgesamt drei Videoveröffentlichungen vom Film, 1985, 1993 und 1999 anlässlich seines bevorstehenden 60.Geburtstages. Als erstes Walt Disney Meisterwerk wurde er schließlich auf DVD zugängig gemacht und ist später in die Special Collection aufgenommen worden.
Stab und weitere Filmangaben[Bearbeiten]
- Regie: Ben Sharpsteen, Hamilton Luske
- Drehbuch: Carlo Collodi (Vorlage), Aurelius Battaglia, William Cottrell, Otto Englander, Erdman Penner, Joseph Sabo, Ted Sears, Webb Smith
- Produktion: Walt Disney
- Produktionsland: USA
- Vertrieb: RKO Radio Pictures
- Musik: Leigh Harline, Paul J. Smith, Ned Washington
- Zeichner:
- Chefzeichner: Art Babbitt, Milton Kahl, Ward Kimball, Eric Larson, Fred Moore, Wolfgang Reitherman, Franklin Thomas, Bill Tytla
- Charakterdesign: Joe Grant, Campbell Grant, Martin Provensen, John Walbridge, John Miller, Albert Hurter
- Hintergründe: Ed Starr, Merle Cox, Ray Huffine, Claude Coats
- Animation: Jack Campbell, Ollie Johnston, Berny Wolf, Don Towsley, Don Lusk, John Lounsberry, Norman Tate, John Bradbury, Lynn Karp, Charles Nicols, Art Palmer, Joshua Meador, Don Tobin, Robert Martsch, George Rowley, John McManus, Don Patterson, Preston Blair, Les Clark, Marvin Woodward, Hugh Fraser, John Elliotte
- Verworfene Lieder:
- „I'm a Happy-Go-Lucky Fellow“ – Jiminy Grille (wurde später im Film Fröhlich, Frei, Spaß dabei dabei verwendet)
- „As I Was Sayin' to the Duchess“ – Der ehrenwerte John
- „Three Cheers For Anything“ – Lampwick; Pinocchio
- Länge: 83 Minuten
- Budget: ca. 2.6 Millionen US Dollar
- FSK: o.A.
Musik[Bearbeiten]
Siehe auch Pinocchio Soundtrack
Im Film werden fünf Lieder gesungen.
- Wenn ein Stern in finstrer Nacht
- Kleiner Mann aus Holz
- Du brauchst nur zu pfeifen
- Hi-didel-di-dei (ein Künstler der lebt frei)
- Mich halten keine Fäden fest
Synchronisation[Bearbeiten]
Im Deutschen gibt es von Pinocchio zwei verschiedene Synchronfassungen. Die erste entstand 1951 bei der deutschen Erstaufführung, die zweite 1973. Die genauen Gründe für diese Tat sind nicht bekannt, doch viele Kenner der alten Synchronisation lassen sich negativ über die Neuinterpretation aus. Sie bemängeln insbesondere die „Verwässerung“ der verschiedenen Geräuscheffekte, wie dem Gewitter in der Szene mit Pinocchio im Käfig. Auch zahlreiche neue Sprecher, sowie abgeänderte Textstellen sorgten seitens einiger Fans für Entrüstung.
Rolle | Originale Synchronisation | Erste deutsche Synchronisation (1951) | Zweite deutsche Synchronisation (1973) |
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Weitere Filminformationen[Bearbeiten]
- Angeblich sollen Pinocchios erste Worte („Ich bewege mich“ – „Ich kann reden“) die Geschichte des Films aufzeigen, der auch zuerst nur die Bewegung erlernte und bei dem später der Ton hinzukam.
- Gerüchteweise soll der Name Jiminy Cricket eine Anspielung auf die englische Aussprache von Jesus Christus sein. Als Ausruf wurde der Begriff bereits 1937 in „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ und 1938 in „Tapferes kleines Schneiderlein“ verwendet.[1]
- Die Fahrkarte, die Pinocchio für die Vergnügungsinsel erhält, ist das Pik Ass, welches den Tod beim Kartenlegen symbolisiert. Ein weiteres Todessymbol ist die schwarze Billardkugel mit der „Acht“, die mehrmals groß im Bild zu sehen ist.
- Alle nicht menschlichen Figuren in „Pinocchio“ besitzen im Gegensatz zu den Menschlichen nur drei Finger sowie einen Daumen und tragen Handschuhe. Sehr schön ist dieser Effekt bei Pinocchio zu sehen, der nach seiner Verwandlung erstaunt bemerkt, dass der nun fünf Finger besitzt, auch die Handschuhe sind verschwunden.
- Die Beliebtheit und Popularität des Films sorgten dafür, dass er immer wieder zitiert wurde, so beispielsweise auch in „Unheimliche Begegnung der dritten Art“, in welchem Spielberg sogar am Ende das Lied When You Wish upon a Star verwendet, und in „Avengers – Age of Ultron“, wo der titelgebende Roboter Ultron „Mich halten keine Fäden fest“ singt, um seine Unabhängigkeit zu verkünden.
- Jiminy Cricket wurde später nebst Tinkerbell aus Peter Pan zum zweiten Maskottchen von Disney. Er hatte auch mehrere Gastauftritte in „Mickys Clubhaus“ und diversen Comics. Besonders berühmt wurde er zwischen den 1950er und 1970er Jahren, in denen unter dem Titel „I'm no fool“ mehrere Filme zum Thema Sicherheit mit ihm fürs Fernsehen und für Grundschüler erstellt wurden.
- Das Lied When You Wish upon a Star wurde schlussendlich zur Erkennungsmelodie Disneys und kommt auch im Vorspann der Disneyfilme vor.
- Das Gerücht, Marilyn Monroe sei angeblich als Vorlage für das Aussehen der blauen Fee verwendet worden, ist ein Produkt des Internets. Monroe schloss erst 1946 einen Vertrag als Nachwuchsschauspielerin ab, demnach war sie 1940 wohl kaum bekannt genug, um Vorbild für die Fee zu sein. Weitaus wahrscheinlicher ist dagegen die Annahme, die Fee aus dem Silly Symphony-Cartoon „Die fliegende Maus“ von 1934 habe als Vorbild gewirkt.
- Gepettos Katze Figaro hat auch Auftritte in einigen Cartoons, meistens als Minnies Katze. In [All Together] (1942) sieht man die Katze noch an Gepettos Seite, in Figaro and Cleo (1943) tritt kein Besitzer auf und ab First Aiders (1944) begleitet sie Minnie. Nach Bath Day (1946) und Figaro and Frankie (1947) ist Pluto's Sweater (1949) Figaros letzter Cartoon. Für den oscarprämierten Cartoon Lend a Paw (1941) ist Figaro nur auf dem Werbeplakat zum Cartoon zu sehen.
- Lampwick ist eine Karikatur des Disneyzeichners Fred Moore.
- Auf der Vergnügungsinsel im Haus der Zerstörung kann das Bild Mona Lisa von Leonardo da Vinci ausgemacht werden.
- Monstro, der Wal ist eine Welt im Computerspiel Kingdom Hearts. In diesem, sowie einigen weiteren Spielen der Reihe gehörte Jiminy Grille zu den Begleitern der Hauptfigur Sora und diente als Chronist der zahlreichen Abenteuer. Im Ableger Kingdom Hearts 3D: Dream Drop Distance spielte eine der Welten zudem auf der Vergnügungsinsel.
- Mel Blanc, der sich als Sprecher von Bugs Bunny, Daffy Duck und vieler weiterer Cartoon Figuren einen Namen gemacht hatte, wurde ursprünglich gebeten, die Dialoge von Gideon, der Katze zu sprechen. Als sich die Macher jedoch später dazu entschlossen, die Figur stumm zu lassen, wurden alle von Mel angefertigten Dialoge heraus geschnitten, mit Ausnahme eines Schluckaufs.
- Die blaue Fee wurde mit Hilfe der Rotoskopie-Technik erschaffen.
- Ganz zu Beginn des Films, als Jiminy Grille das Buch von Pinocchio öffnet, finden sich an selbem Ort auch die Bücher Alice im Wunderland und Peter Pan. Beide hat Walt Disney später ebenfalls filmisch umgesetzt.
- Bei seiner deutschen Erstaufführung wurde als Vorfilm zu „Pinocchio“ die Dokumentation „Die Robbeninsel“ aus der Reihe True-Life Adventures ausgestrahlt.
- 1995 wurde der Film als Sega Mega Drive-Spiel umgesetzt. 1996 folgte eine Umsetzung auf dem SNES und Game Boy.
- Der offizielle Soundtrack erschien 1992 auf CD.
In den Parks[Bearbeiten]
Im Disneyland, Tokyo Disneyland und Disneyland Paris existiert der Darkride Pinocchio's Daring Journey. Im Magic Kingdom gibt es ein Restaurant in Pinocchio Thematisierung. In dieversen Disney Parks tauchen Pinocchio und Gepetto als Charaktere auf.
- ↑ „Jiminy Cricket“. wikipedia.org